Freitag, 18. September 2009

Werde ich in Deutschland unterdrückt?

Nach dem brutalen Mord an Schwester Marwa in Dresden spricht die islamische Gemeinde über die Unterdrückung der muslimischen Frau in Europa. Da sind Stimmen laut geworden, die berichten, dass die Lage ziemlich schlimm ist. Gerechtigkeitshalber muss man aber auch Positives bekannt werden lassen.

Da ich logischerweise nicht abergläubisch bin, werde ich gleich klarstellen: Ich werde nicht besonders unterdrückt! Ich bin noch nie wegen meines Hijabs beschimpt worden. Ich habe mit Hijab studieren können. Ich habe einen Job, wo ich Hijab tragen und sogar meine Gebete verrichten kann. Ich nehme in meiner Umgebung kaum feindliches wahr. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Alhamdulillah!*

Es geht noch weiter. Nicht nur, dass ich trotz meines Hijabs einen Job bekommen habe. Ich habe schon mal fast NUR WEGEN meines Hijabs einen Job bekommen. Der Chef, der mich einstellte, hatte Probleme mit jungen Mädels, wie ich damals war, weil die während der Arbeit so viel mit männlichen Kollegen geflirtet haben, dass es die Arbeit der ganzen Mannschaft schadete. So hat er eine kopftuchtragende Muslima eingestellt, in der Hoffnung, dass sie sich anders benehmen wird. Und das habe ich getan.

Manchmal gibt es aber auch einiges, was darauf hinweist, dass es nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen ist. Als ich während des Studiums mal ein Stipendium beantragt habe und in dem ersten Formular (womit man eigentlich die richtigen Unterlagen beantragt, wo man dann erst genauer seine akademische Leistungen schildert, worauf es ja bei einem Stipendium ankommt oder ankommen sollte)... Faden verloren... Also habe ich in dem ersten Formular unter meiner gesellschaftlichen Engagement geschrieben, dass ich mich schon für die Verständigung zwischen Muslimen und der deutschen Gesellschaft eingesetzt habe und dies auch in der Zukunft gerne machen würde. Daraufhin bekam ich keine weiteren Unterlagen zugeschickt, sondern gleich eine Absage. OHNE das die Herrschaften irgendwas über meine Noten erfahren haben! Tjah... War halt so eine große Stiftung, eng mit SPD oder CDU verbunden. Kann mich nich mehr erinnern. Na, denen liegt wohl nichts an dieser Verständigung oder Integration. Die wollen sich gar nicht mit uns verbinden. Ok. Hab ich kapiert.

Und als ich dann gegen Ende meines Studiums angefangen habe mich um ein Job in meinem Fachgebiet zu bewerben, dann kam schon mal vor, dass auf eine Bewerbung mit Foto, wo ich natürlich mit Kopftuch abgebildet war, gar keine Antwort kam, obwohl ich laut eines vorangehenden Telefonats für die Stelle durch meine Muttersprache besonders gut geeignet war. Tjah... Soll ja öfters vorkommen.

Bei meiner jetzigen Arbeit ist mein Hijab nie ein Problem gewesen. Bei der Bewerbungsgespräch stand ich zu meiner Religion, habe es extra in Worte gefasst. Die Firmenleitung wusste, dass mein Hijab auch nicht nur so da ist, sondern, dass ich meine Religion auch lebe. Ich wurde eingestellt. Ich darf bei der Arbeit beten. Sogar als wir mal einen Monat lang beim Mutterkonzern gearbeitet haben, fragte man vorher nach einem Gebetsraum für mich. Und auch da traf ich auf Toleranz und Verständnis. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Alhamdulillah!

Also, ich kann keine grausamen Geschichten berichten. Manchmal, als die anderen Musilminnen ihre erzählen, fühle ich sogar eine unlogische Enttäuschung, dass ich nicht meinen Senf dazu geben kann. Wie krank ist denn das!!! :)

Na ok, gelegentlich kommt ja auch vor, dass die Verkäuferin bei C&A, die eben zu der Kundin vor mir überschäumend nett war, plötzlich zum Schneekönigin wird, wenn ich dran bin.
Und bei einem Nebenjob während des Studiums kam mir zu Ohren, dass sich irgendwelche älteren Mitarbeiterinnen darüber aufgeregt hatten, dass gerade eine mit Koftuch in der Drogerieabteilung arbeitet. (Hallo! Wir mit Kopftücher waschen uns auch gelegentlich die Haare! Da bin ich wohl genausogut wie jede andere Frau imstande Shampoo einzuräumen!)
Und wenn ich in ein Flugzeug einsteige, steigt die Häufigkeit der schrägen Blicke, die man sowieso ab und zu erntet, gleich ums zehnfache.

Sowas gibt es. Das erlebt jede Frau mit Kopftuch. Aber das sind Kleinigkeiten. Unterdrückt werde ich nicht. Und hoffentlich bleibt es so. InschAllah!**

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*Alhamdulillah = gelobt sei Allah
**InschAllah = So Allah will

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